Vorteile von Latein als erster Fremdsprache
Das Fach Latein ist von der 5. bis zur 10. Klasse Pflichtfach (Hauptfach) an unserer Schule. Wer im Jahreszeugnis der 10 Klasse in diesem Fach mindestens ausreichende Leistungen (Note: 4 oder besser) bescheinigt bekommt, erhält das „Latinum“ (s.u.). In der Oberstufe (MSS) ist die Weiterbelegung von Latein nicht verpflichtend: Neben der Abwahl des Faches haben unsere Schüler die Möglichkeit, sich für Latein als Leistungs- oder Grundfach zu entscheiden. 1.1.2 Latein als Denk- und Methodentraining Latein gilt als logische Sprache, d.h. die Sprache richtet sich relativ stark nach festen Regeln. Gerade Kindern im Alter von Fünftklässlern kommt diese Erscheinung sehr entgegen.
Die in ihrer Ausdrucksweise sehr knappe Sprache bietet allerdings häufig mehrdeutige Lösungsmöglichkeiten (z.B. Mehrdeutigkeit des Wortes „cum“, verschiedene Sinnrichtungen von Partizipien, Mehrdeutigkeit von Kasusendungen). Hier muss nun mit „kriminalistischem Spürsinn“ nach der für die treffende Übersetzung richtigen Lösung gesucht werden. Dies verlangt „genaues Hinsehe“, „Aufstellen von Hypothesen“ und „Überprüfen dieser Hypothesen“, Fähigkeiten, die in besonderem Maße für wissenschaftliches Arbeiten benötigt werden.
Beginnt man in der 5. Klasse mit Latein, erreicht man die Kinder in einem Alter, in dem sie allem Neuen gegenüber sehr aufgeschlossen sind und lernpsychologisch den Übergang vom formalen zum konkreten Denken vollziehen. So kann man bereits zu einem Zeitpunkt, in dem die Probleme der Pubertät noch nicht auftreten, die für wissenschaftliches Arbeiten notwendigen methodischen Fähigkeiten einüben und die hierzu notwendige Konzentrationsfähigkeit der Schüler fördern, die in unserem heutigen Zeitalter der „Mediendauerberieselung“ immer mehr in Gefahr ist abhanden zu kommen. Unsere Welt mit ihren Technologien ist jedoch so kompliziert, dass mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Oberflächlichkeit und Schlamperei gefährliche Folgen haben können.
Latein zur Förderung sprachlicher, auch muttersprachlicher Kompetenz
Wer Latein lernt, wird z.B damit konfrontiert, dass es verschiedene Wortarten gibt, dass Sätze aus Satzgliedern bestehen usw., und er lernt die Bezeichnungen für die grammatischen Phänomene kennen. Diese Erkenntnisse und diese Terminologie lassen sich jedoch auch beim Erlernen weiterer Fremdsprachen verwenden und stellen nicht zuletzt eine wertvolle Hilfe für den korrekten Gebrauch der Muttersprache dar: Nicht selten werden sprachliche Erscheinungen in der Muttersprache erst durch Gegenüberstellung mit entsprechenden Phänomenen der lateinischen Sprache bewusst. Der Unterricht im Englischen, in dem es zunächst darum geht, möglichst schnell den Schülern die Fähigkeit zu vermitteln, sich in der Fremdsprache unterhalten zu können, leistet dies in seiner Anfangsphase weniger. Die hier angesprochene Unterstützung des Deutschunterrichts durch das Fach Latein ist natürlich dann am wirksamsten, wenn der Lateinunterricht zu einem frühen Zeitpunkt einsetzt.
Latein als „Muttersprache Europas“
Man hat Latein als die „Muttersprache Europas“ bezeichnet. Mit ihren eroberungen konnten die Römer auch ihre Sprache verbreiten, und zwar mit solch großem Erfolg, dass einige unterworfene Völker das Lateinische übernahmen. Und so kommt es, dass bis zu 90% des Wortbestandes des heutigen Französisch, Italienisch, Rumänisch, Spanisch und Portugiesisch – die beiden letzteren Sprachen werden auch in Südamerika („Lateinamerika“) gesprochen – auf Latein zurückgeht. Aber auch das Englische leitet seinen Wortschatz zu etwa 50% aus dem Lateinischen ab. Dort, wo die Römer sich sprachlich nicht so stark durchsetzen konnten (wie z.B. bei uns in Deutschland), lieferten sie den damals „unterentwickelten“ Völkern viele Begriffe für Dinge, die diese damals noch nicht kannten (z.B. fenestra: Fenster). Das frühe Erlernen der lateinischen Sprache unterstützt also nicht nur im grammatischen Bereich, sondern auch hinsichtlich des Wortschatzes den modernen Fremdsprachenunterricht.
Neben der sprachlichen Prägung gibt es jedoch eine noch stärkere kulturelle Beeinflussung Europas durch die Antike. Die kulturelle Überlegenheit der Römer führte dazu, dass die jungen germanischen Völker zunächst die römische Verwaltung und damit auch Teile des römischen Rechts übernahmen. Im Mittelalter wurde fast alles, was in Europa schriftlich geäußert wurde, auf Latein herausgegeben (z.B. Urkunden, Geschichtswerke, Grabsteine in Kirchen). Bis in die Zeit des Barock hinein fanden sich in Deutschland Dichter, die ihre Gedichte auf Latein verfassten. Die Kirche und die Wissenschaften (Universitäten) pflegten das Lateinische bis ins 19. Jahrhundert zur Kommunikation untereinander, und zwar über die nationalen Grenzen hinweg in ganz Europa.
Die Wissenschaft ist es, die bis heute weitgehend ihre Fachausdrücke aus dem Lateinischen bezieht (z.B. Solarzelle), inzwischen häufig auch auf dem Umweg über moderne vom Lateinischen beeinflusste Fremdsprachen (z.B. Computer).
Offizielle Verlautbarungen des Papstes werden auch heute noch in Latein herausgegeben. Mehr in den Bereich des Kuriosen gehört die Tatsache, dass der finnische Rundfunksender YLE über seine Kurz- und Mittelwellensender moderne Nachrichten in lateinischer Sprache sendet.
Latein als Zulassungsvoraussetzung für das Studium (Latinum)
Wegen der Bedeutung des Lateinischen für die europäischen Sprachen und Kultur ist der Nachweis von Lateinkenntnissen für bestimmte Studienfächer v.a. aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich vorgeschrieben. Es sind in erster Linie Fächer aus dem Bereich der Antike (Latein, Griechisch, Archäologie), der Sprachen (Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Rumänisch, eventuell: Englisch und auch Deutsch), Geschichte, Philosophie (als Alternative zu Griechisch), Theologie u.s.w. Im Einzelnen legen die Prüfungsordnungen der Länder und der Universitäten fest, für welche Fächer und in welchem Ausmaß Latein nachgewiesen werden muß. Hat man aber an der Schule das „Latinum“ bekommen, gilt das als Nachweis der Lateinkenntnisse und man muß in der Regel keine Zusatzkurse und -prüfungen mehr an der Universität ablegen.
Da diese Kurse erfahrungsgemäß von sehr vielen, in der Regel nicht sonderlich motivierten Teilnehmern besucht werden und der grammatische Stoff in kürzester Zeit durchgepaukt wird, muss klar gesagt werden, dass es am effektivsten ist, Latein in der Schule zu lernen.
Lateinunterricht an unserer Schule
Der Lateinunterricht wird in deutscher Sprache abgehalten. Angestrebt wird die Fähigkeit der Schüler, Texte aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzen zu können (keine Übersetzungen in die Fremdsprache). Da Latein weitgehend ausgesprochen wird, wie es geschrieben wird, gibt es für die Schüler keine Ausspracheschwierigkeiten.
Grundlage des Unterrichts ist zunächst (Klasse 5-8) ein Übungsbuch, in dem – bereits von der ersten Lektion an – in kleinen zusammenhängenden Geschichten mit der lateinischen Sprache vertraut gemacht wird. Diese Geschichten handeln zunächst von einem kleinen Römer und seinen Erlebnissen in Rom und Umgebung. Die Schüler lernen so den Alltag im alten Rom kennen; auch Theater und Spiele, Erziehung und Bildung werden vorgestellt; Episoden aus der römischen Geschichte und Sagen werden erzählt. Schließlich wird auch über das Wirken der Römer in unserer Heimat informiert.
Zu jeder Lektionn gehören ein gewisser Wortschatz und bestimmte Phänomene der Grammatik, die zu lernen sind. Hierbei erweist sich als Vorteil, dass sich Latein – im Gegensatz zu den modernen Fremdsprachen – in seinem Vokabular, seiner Idiomatik und seiner Grammatik nicht mehr verändert. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, das wirklich nur die für den späteren Umgang mit der Sprache wichtigsten Wörter und grammatischen Erscheinungen gelernt werden müssen.
Einige Lektionen des Übungsbuches bieten die Gelegenheiten, dass man sie als kleines Theaterstück aufführen kann. Exkursionen zu römischen Museen und Ausgrabungsstätten werden angeboten.
Ab Klasse 8 setze der Lektüreunterricht ein, in dem bis zur 10. Klasse einige lateinische Autoren (z.B. Caesar, Cicero, Catull, Ovid) im Original gelesen und interpretiert werden. Dabei sollen Kenntnisse in römischer Literatur und Philosophie, Rhetorik und Metrik vermittelt und mit heutiger Literatur und Anschauungen verglichen werden. In der MSS kann Latein als Grund- oder Leistungskurs belegt werden. Der Mittelstufenunterricht wird hier vertieft und unter Erweiterung des Autorenkanons (z.B. Sallust, Horaz, Seneca, Livius, Tacitus) fortgesetzt (vgls hierzu auch 2.).
Fast regelmäßig nehmen unsere Oberstufen-Schüler erfolgreich im Fach Latein am Wettbewerb „Alte Sprachen“ teil.